So sahen’s die Gastgeber
Familie Strohmer, St. Jakob:
Blessley, die 18jährige Inderin, ist ein ganz liebes Mädchen, das die ganze Familie liebgewonnen hat. Wir haben viel mit ihr unternommen, und sie war für alles aufgeschlossen! Sie hat uns schon ein Freundschaftsbändchen geschickt, und wir hoffen, daß der Briefkontakt nicht abreißt.

Klaus und Scott

Klaus Sparla, Camillo 92,9:
Bei uns wohnte der Chorleiter William Reeves und Nathan Corbitt, Professor für "Kommunikation", ein Betreuer des Chores. Seine Befürchtung, daß die deutschen Zuhörer mit den stark glaubensgeprägten Texten nicht viel anfangen könnten, wurde bei den Auftritten zum Glück zerstreut. Sein Interesse an der historischen Entwicklung in Deutschland ist groß. Bill Reeves ist ein Vollblutmusiker, perfektionistisch bis ins Detail, das bestimmt seine ganze Persönlichkeit. Auch er war sehr interessiert an der deutschen Vergangenheit und ihrer Aufarbeitung. Er gab zu, daß er in den Staaten von falschen Vorstellungen geprägt war, bespielsweise in Rassenfragen oder Nazigedankengut. Der Aufenthalt bei uns hat das hoffentlich korrigiert.

St. Jakob + Elisabeth

Cornelia Götz, St. Jakob
Ich hatte eigentlich keine besondere Erwartungshaltung und ein bißchen Angst, daß meine Englischkenntnisse nicht ausreichen. Als ich Vivian, die Chorleiterin, dann gesehen habe, wußte ich nach fünf Minuten, das geht gut! Sie ist so offen und unkompliziert. Man zeigt ihr die Sachen im Haushalt einmal, und dann bewegt sie sich selbstverständlich und selbständig im Haus. Wegen meiner kleinen Wohnung hatte ich ihr mein Schlafzimmer gegeben, und ich habe im Arbeitszimmer geschlafen. Ich hatte von Vivian den Eindruck, daß sie das, was sie macht, mit großer Hingabe tut. Wenn alle im Bett sind, schaut sie noch mal nach dem rechten oder bespricht noch was - ich fand sie unauffällig-selbstverständlich mütterlich.Außerdem haben wir entdeckt, daß wir beide Querflöte spielen: Sie gut, ich schlecht. So einen Austausch finde ich sehr gut, denn im Zusammenleben mit anderen Kulturen und Frömmigkeitsstilen lernt man viel. Aber lang und kontinuierlich sollte er sein, das bringt am meisten.
Andreas Klupsch
Andreas Klupsch St. Elisabeth:
Wir hatten Kathy, eine Puerto-Ricanerin mexikanischer Abstammung, als Gast. Sie ist 21 Jahre alt, sehr lustig, anpassungsfähig und an Kultur interessiert. Nachdem es mit der Stadtrallye nicht so ganz geklappt hatte, machten wir mit ihr noch einen ausgiebigen Extra-Stadtbummel. Ansonsten gab es wegen des vollen Programms nicht viel Gelegenheit zu Sonderaktionen. Kathy vermied politische Diskussionen, äußerte sich auch nur zögernd zum Reichsparteitagsgelände. Das deutsche Essen fand ihre volle Zustimmung, besonders die Rostbratwürstchen.

Rolf & Karin Clavery, St. Jakob:
Bei uns war das farbige Lehrerehepaar Dolores und William Mc Cabe untergebracht. Dolores ist im am College Professorin für "counceling", was etwa Lebensberatung / Ethik entspricht, sie war so eine Art Seelsorgerin für die Gruppe. Wir haben uns ausführlich und lange über aktuelle Probleme unterhalten, z.B. über die offensichtliche Diskriminierung der Farbigen in den Südstaaten und die eher verborgenen Repressalien im Norden. Auch Vergleiche im Verhältnis Schwarze-Weiße in Amerika und Ausländer-Deutsche in Deutschland wurden diskutiert. Nach dem Verhältnis zu den Juden in Deutschland wagten sie nicht zu fragen, bis wir von selbst davon anfingen.

bei den Überalls

Renate Überall
Scott, ein junger Farbiger, 20 Jahre, ist sehr bescheiden, freut sich über Kleinigkeiten, z.B. beim Essen. Er hat sich die Finanzierung der Reise recht mühevoll erarbeitet. Da ich selbst aus Tschechien stamme, haben wir über die dortigen Verhältnisse nach der Okkupation durch die Sowjets geredet, und über den jetzigen politischen Stand. Zu Rassenfragen hat er sich hingegen kaum geäußert. Scott war sehr von deutscher Musik begeistert, hat auch Kassettenaufnahmen zusammen mit meinem Sohn Georg bei Freunden gemacht. Der Aufenthalt hier war für ihn "like in heaven" (wie im Himmel).